Im Sommer fahre ich per Bike & Hike von Bregenz nach Berchtesgaden, um die faszinierende Welt entlang der Alpengrenze zu erkunden (#47ungrad). 28 Kinder des fernab vom Grün gelegenen, multiethnischen ekita.net Kindergartens St. Johannes in Augsburg, konnten mit ihren Betreuerinnen bereits jetzt die Natur dort erleben und entdecken: Im Rahmen des eintägigen 1. Schwarzfuchs-Camps im Ammergebirge. Was für ein Spaß!

Doan (Türkei und Kossovo) mit einer Weinbergschnecke auf der Hand. (Foto: Hara Gryllaki; Kinderpflegerin)

„Schaut mal Eeeeesel!“ tönt es aufgeregt und unisono, als wir mit den Kindern per Reisebus vor Schongau die ersten Wiesen mit Kuhherden passieren. Aber das Missverständnis ist schnell aufgeklärt: „Kommt die Milch für Euren Kakao etwa von Eseln?“, fragt Marlies Schaumlöffel-Roth, die Kindergartenleitung, erstaunt durch die Buslautsprecher. „Nein, von der Kuuuuh!“ schallt ihr die empörte Antwort wie im Chor entgegen.

Wenig später stehe ich auf, drehe mich um und blicke verdutzt durch den Sucher meiner Kamera: Ich möchte den Busraum samt mitreisenden Kindern in der Totalen fotografieren, aber es sind keine Kids zu sehen – kein einziger Kopf ragt über die Sitzlehne des Vordermannes! Erst jetzt wird mir so richtig klar, wie klein unsere Gäste eigentlich sind. Mir kommen erste Zweifel: Wie werden sie wohl den anspruchsvollen Outdoor-Tag mit Markus Gerum, unserem Erlebnispädagogen aus dem Ammertal, heute vertragen?

Um es gleich vorwegzunehmen: Bestens!

Der kleine Saidu aus Kuba und Guinea-Bissau zum Beispiel, schiebt sich bereits auf den ersten Metern unserer Tour neben Markus, nimmt seine Hand und hört von da an nicht mehr auf ihn Löcher in den Bauch zu fragen. Vor allem die fernen Bergspitzen hoch über uns haben es ihm angetan, als er sich plötzlich zu mir umdreht: „Du kletterst doch auch immer auf Berge, oder?“ „Ja“ antworte ich wahrheitsgemäß. „Und warum bist Du dann noch nie gestorben?“ Leicht verdutzt suche ich noch nach der Antwort, als Markus sich eine Weinbergschnecke auf die Hand setzt und mir damit aus der Patsche hilft: Im Nu springt Saidu zu ihm und den anderen Kindern, die ihn bereits umringen.

Der Wissensdurst der insgesamt drei Kindergartengruppen ist riesig: Wie ein Schwamm saugen die Kids die Ausführungen von Markus über Natur, Tiere und Berge auf. Vorausgesetzt natürlich, sie dürfen dabei auf seinen Wanderstock aus geschnitztem Haselnussholz aufpassen, den er bei solchen Gelegenheiten stets mit sich führt.

Unterdessen pausieren wir mitten im Lindergries auf einer kleinen sonnigen Lichtung und die Kinder erzählen uns aus welchen Ländern sie kommen. Wir staunen: Deutschland, Syrien, Irak, Pakistan, Afghanistan, Türkei, Nigeria, Kenia, Guinea Bissau, Griechenland, Italien, Polen, Rumänien, Russland, Kirgistan, Kasachstan, Kuba, Spanien, Roma, Kosovo – Albanien, Serbien… Wir zählen über zwanzig anwesende Nationalitäten – mit Rudi, dem österreichischen Busfahrer sind es sogar einundzwanzig – und lernen: Der ekita.net Kindergarten St. Johannes in Augsburg-Oberhausen ist mit 78 Kindern aus insgesamt 34 unterschiedlichen Ländern eine zentrale Säule, was die Integration von Kindern und Familien mit Migrationshintergrund angeht. Und das jeden Tag. Was für eine Leistung!

„Bitte“ … eine kleine Hand zupft an meinem Rucksack, als ich gerade in meinen Müsliriegel beißen will. Ich blicke hinter mich: Aya, ein Mädchen aus Syrien, möchte zu mir auf den Felsen, um auch so einen schönen Blick auf den Rastplatz unserer Gruppe zu haben wie ich. Ich helfe ihr hoch. „Danke“ sagt sie, setzt sich neben mich, beißt zufrieden in ihre Banane und grinst mich an. „Alles gut?“ will sie wissen. „Alles gut“, nicke ich und beschließe: Das war bestimmt nicht das letzte Schwarzfuchs-Camp.

Vielen Dank an den Lionsclub Neusäß für die tolle Unterstützung!

Mehr über Markus Gerum, Naturerlebnis Ammertal: LINK

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