Wolken sind also das chaotische Element in der Klimaforscherwelt. Treten Sie auf den Plan, wird es mit Berechnungen, Vorhersagen und Modellen kompliziert. Umso wichtiger ist es folglich, mehr über sie zu erfahren.

Etwa 80% aller Projekte im Schneefernerhaus haben mit dem Klimawandel zu tun. Der Ort knapp 3.000 Meter über dem Meer und die hervorragende Infrastruktur bieten einfach ideale Forschungsbedingungen für dieses Thema und machen die Zugspitze somit im wahrsten Sinne des Wortes zu „Deutschlands Klimagipfel“.

UV-Kurve: Hier wird deutlich, welchen Einfluss  Wolken auf die Genauigkeit von Vorhersagen haben. Die dunkle Kurve ist der für den Tag vorhergesagte UV-Verlauf. Die farbige, stellt die tatsächlichen Werte dar. Zuerst entspricht die Vorhersage exakt der Realität. Dort wo mein Finger hinzeigt, traten jedoch plötzlich Wolken auf den Plan: Alles verändert sich und die Messung beginnt von der Vorhersage abzuweichen. „Mehr über Wolken zu erfahren, ist eines der wichtigen Ziele in der Klimawandelforschung, wenn unsere Modelle genauer werden sollen“, erklärt Till.

Blick in den Kammstollen: Etwa 800 Meter weiter, tief im Berg unter dem Gipfel, beginnt der Permafrost. Das ewige Eis in den Bergen, das die Felsen wie ein Kitt zusammenhält. Schmilzt es aufgrund von Erwärmung, drohen Felsstürze. Auf der Zugspitze wird es auf 300 Metern Länge gemessen und scheint momentan noch relativ konstant zu sein. Der Stollen ist ein ehemaliger Verbindungsstollen zur längst verlassenen Station der Österreicher auf der anderen Seite. In der Mitte steht an der Landesgrenze noch heute die Bank des früheren Zöllners. Sie ist zwischenzeitlich komplett mit Eis überzogen.

Ansaugleitungen für die Aerosolmessgeräte: Welche Feinstaubpartikel sind Kondensationskeime für die Wassertröpfchen in einer Wolke?

Alles in allem liegt der „eigentliche Vorteil unserer Einrichtung jedoch in der unglaublichen Fülle von Projekten, Messungen und Ergebnissen zu nahezu jedwedem Thema und Bereich“ fasst Till zusammen und fährt fort: „Und darin, dass alle Erkenntnisse von allen Forschern grundsätzlich miteinander geteilt, verglichen und in Beziehung gesetzt werden können. So entsteht für alle Beteiligten ein immer komplexeres Bild unseres Klimasystems, das weit über das jeweilige Teilprojekt hinausreicht. Verbunden mit weiteren, ähnlichen Stationen rund um den ganzen Globus, kommt die Klimaforschergemeinschaft auf diese Weise ihrem Ziel jeden Tag ein Stückchen näher: Zunehmend präzisere Vorhersage- und Simulationsmodelle für die weitere Entwicklung unseres Weltklimas zu erstellen und der Politik mögliche Entscheidungsoptionen an die Hand zu geben“.

Zwischenzeitlich sind wir im Aufenthaltsraum der Forscher angekommen. Mein Blick streift einen Tischkicker, sicher der höchste seiner Art in Deutschland. Von dort geht es durch starken Schneefall hinüber zur bereits wartenden Seilbahnkabine. Meine Rückfahrt ins Tal steht an.

„Der Klimawandel“ bemerkt Till zum Abschied, „ist der Erde übrigens ziemlich egal. Sie hat schon ganz andere Zeiten überstanden. Die Leidtragenden seiner Folgen wie schmelzenden Gletschern, steigenden Meeren, Extremwettern, Dürren und anderen Plagen, sind vielmehr wir Menschen selbst“. „Das heißt“, bemerke ich nachdenklich, „der Klimawandel zerstört nicht die Erde an sich, sondern unseren eigenen Lebensraum?“ „Ja, so könnte man das formulieren“ antwortet Till und reicht mir die Hand.

Aufenthaltsraum: Der höchste Kicker und die höchste Tischtennisplatte Deutschlands.

#20winters: Seilbahnfahrt über die Skipiste auf dem Schneefernergletscher hinauf zum Schneefernerhaus. In zwanzig Jahren – zwanzig Wintern – wird der Eisriese aufgrund des Klimawandels geschmolzen sein, sagen Experten.

Zu Teil 1 der Reportage: LINK

Zu Teil 2 der Reportage: LINK