Das Projekt #LICCA17: Augsburg hat den Wassern des Lech seinen Aufstieg ab dem Mittelalter zu verdanken. Woher kommt eigentlich der Fluss, der meine Heimatstadt unter anderem dazu in die Lage versetzt, sich aktuell als UNESCO Welterbe Wasserstadt zu bewerben? Um das herauszufinden, habe ich mich auf den Weg gemacht und den Lech per Bike, Boot und zu Fuß von seiner Quelle bis zur Wolfszahnau hier in Augsburg begleitet.

Hier kommt meine Reportage samt Film (6 Min.) dazu.

Viel Spaß!

P.S.: Mehr Infos zu den Bildern bei Mouseover.

„Mensch, wie peinlich“, denke ich mir, „da hast Du eben auf Facebook aber einen ganz schönen Mist erzählt“. Weder sind es nur „noch wenige Minuten bis zu Göppinger Hütte“, noch war ich während meines Live-Videos „auf dem Östlichen Johanneskopf“. Im Gegenteil: Letzterer ist ein Kletterberg (keine wanderbare Felsplatte) und zur Hütte sind es noch knapp zwei Stunden. „Im Vorteil ist, wer Karten lesen kann“ schimpfe ich mit mir und beschließe meinen Lapsus gleich im nächsten Live-Slot zu beichten.

Heute Morgen von der Freiburger Hütte über den Formarinsee gestartet, bin ich am zweiten Tag von #LICCA17 nun seit einiger Zeit schon auf dem Steinmayersteig unterwegs rund um die Lechquelle. Die es ja im Sinne eines aus dem Fels sprudelnden Bächleins so eigentlich gar nicht gibt. Vielmehr heißen Spuller- und Formarinbach ab ihrem Zusammenfluss einfach „Lech“, bevor sie wenige Meter weiter durch die gleichnamige Ortschaft und 200 Kilometer nördlich dann durch meine Heimatstadt Augsburg fließen. Die Quelle ist also vielmehr ein Quellgebiet.

Ab durch die Wand

Der Steig verschwindet zwischenzeitlich nun immer wieder in Geröllfeldern, die sich um mich herum wie die Ränge eines Amphitheaters krümmen und von den Felswänden darüber mit reichlich Nachschub versorgt werden. Ein paar Dohlen pfeifen durch den Wind, sonst ist es ruhig. Ich blicke durchs Fernglas und stutze. Dort wo ich den weiteren Verlauf meines Weges vermute, türmt sich eine abweisende Steinwand auf. Geschätzt drei- bis vierhundert Meter hoch. Mangels echter Alternativen – ich hätte nur denselben Weg zurückgehen können – beschließe ich einfach weiterzulaufen. Und zu genießen. Was für ein Panorama: Fast der komplette gestrige Tourtag breitet sich vor mir aus: Spullersee, Gehrengrat, Steinernes Meer… sogar die Freiburger Hütte spitzelt hervor. Und all das nur für mich allein, denn die letzten Zweibeiner auf Lechquellenrunde kamen mir vor etwa einer Stunde entgegen. Ein kleiner Vorteil, wenn man als erster das Hüttenfrühstück verlässt, etwas Gas gibt und die Runde „verkehrt herum“ angeht.

Nun habe ich immer öfter mit allen Vieren Felskontakt. Der Pfad spuckt in die Hände und macht wahr was sich vorhin schon angedeutet hat: Ab nach oben und durch die Wand. Allerdings sieht diese – wie so oft – aus der Nähe zu meiner Erleichterung eher wie ein senkrecht gestelltes Trümmerfeld und weniger wie eine klassische Wand aus. Dennoch: An manchen Stellen sollte man trotzdem nicht stolpern. Auf all meinen Touren habe ich selten so ein archaisches, einsames und abweisendes Felsenkino erlebt. Am ehesten noch am Hochwanner (#3RIESEN). Allein der Blick ins frische Grün des Lechtals tief unten gibt einem die Gewissheit, mit seinem kleinen Leben in dieser Weite nicht allein zu sein.

Als ich sehe, dass mein Pfad nach einer scharfen Rechtsbiegung auf die Gegenwand und hoch zu einem Felsenkamm wechselt, beschließe ich mein Stativ aufzubauen und meinen Weg dorthin zu filmen. Wenn mich nicht alles täuscht, müsste meine winzige Silhouette ganz gut die unglaubliche Dimension der Landschaft verdeutlichen und sich oben am Kamm recht deutlich gegen das Blau des Himmels abheben. Die Aktion ist mir sogar – wie jedes Mal, wenn ich mein Stativ aufstelle – den dreifachen Weg wert, denn ich muss mein Equipment ja wieder einsammeln.

(zu Teil II)

Faszination „Green Mountains“ von Lech bis zur Freiburger Hütte an Tag 1 – ob der Lech sich aus diesen Bergen wohl ein wenig seiner unglaublichen Farbe geliehen hat?

Zu Teil II: Nickerchen mit Steinböcken und es wird nass.

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