Man merkt: Art Wolfe war nicht nur ein Maler, er ist es auch heute noch. Nur hat er zwischenzeitlich seinen Pinsel gegen die Kamera, seine Farben gegen das Licht und sein Atelier gegen die freie Natur eingetauscht.

So wirken manche seiner Bildkompositionen im neuen Bildband „Eden“ geradezu unnatürlich schön. Wie gemalt, nur eben in echt. Da ist der Rest Gletschereis, der am Strand von Grönland in der Abendsonne rot zu verglühen scheint. Die Bärin, die wie eine außerirdische Erscheinung inmitten duftender Wiesenblumen schwebt. Die Teilnehmer der Ultima Thule Expedition, die vor Ihrem Ziel – dem Everest – so machtlos und klein wie Zwerge wirken.

„Die Natur ist schön, erhalten wir sie“ – die Botschaft von Art Wolfes Fotografien ist kurz. Seine Mission hingegen, die Menschen mit magischen Bildern von Betrachtern zu Betroffenen zu machen, dauert bereits seit vierzig Jahren an. Um dieses Ziel zu erreichen komponiert Art Wolfe seine Fotografien bis ins Kleinste und hat – lange bevor er auf den Auslöser drückt – eine klare Vorstellung von jedem einzelnen Motiv.

All dies merkt man, denn das Ergebnis verfehlt seine Wirkung nicht. Immer wieder entfalten einzelne Bilder eine derartige Intensität, dass man das Buch zwischendurch weglegen muss, um den Kopf wieder frei zu bekommen. In solchen „Eden-Momenten“ wünscht man sich fast – und das ist als Lob gemeint – der Bildband enthielte deutlich weniger als 450 und dafür noch mehr großformatige Fotografien. Denn auf einigen der Seiten mit Mehrfachbildern verstecken sich Schätze, die es in anderen Bildbänden locker auf den Titel geschafft hätten.

Wenn ein Foto die Welt verändert.

In der Einleitung des Bildbandes spricht Wade Davis (National Geographic) eindrucksvoll über die Wirkung von Bildern. Sein leuchtendes Beispiel: Das erste Foto, das der Apollo8-Astronaut William Anders an Weihnachten 1968 von der kleinen blauen, über dem Mondhorizont aufgehenden Erdkugel gemacht hat. Ein Bild, so Davis, das die Welt verändert hat. Weil es der Menschheit vor Augen hielt, wie verletzlich und begrenzt ihr Lebensraum ist. Die Folge dieser Perspektivenverschiebung: Der Beginn unseres Umweltbewusstseins.

Für Davis ist dieses Foto das wohl einflussreichste Naturfoto, das je gemacht wurde. Und zugleich der Beweis, dass Fotografien – Fotografen – die Welt und das Verhalten von Menschen verändern.

Ob Art Wolfes Werk „Eden“ die Welt verändert?

Einen Ehrenplatz in meinem Regal hat es jedenfalls sicher.

Name: Eden, die Fotografie von Art Wolfe
Autor: Art Wolfe
Verlag: National Geographic
Preis: 79,00 €
ISBN: ISBN: 978-3-86690-445-3
Bestellen: LINK